Freitagnachmittag… im Atrium des Fraunhofer IESE geht es umtriebig zur Sache. Wo sonst langsam auch für den eifrigsten Kollegen das Wochenende eingeläutet wird und sich die Büros leeren, füllt sich der große, überdachte Zwischenbereich zwischen den Gebäudeachsen mehr und mehr mit Leben: Das IESE veranstaltete vom 15. auf den 16. Juni den ersten PFAFF HACK, einen sogenannten Hackathon, bei dem die Teilnehmer binnen 24 Stunden gemeinsam kreativ, produktiv und innovativ an digitalen Lösungen tüfteln und programmieren.
Beim PFAFF HACK steht dabei das ehemalige Werksgelände des weltberühmten Nähmaschinenherstellers in Kaiserslautern im Fokus. Im Rahmen des vom BMBF und BMWi geförderten Projekt „EnStadt:Pfaff“ erarbeitet das Fraunhofer IESE gemeinsam mit acht weiteren Konsortialpartnern Konzepte für ein klimaneutrales Quartier, das zukunftsweisende Innovationen in den Bereichen Energieerzeugung und –Nutzung, Mobilität sowie passende IKT-Konzepte hervorbringen soll. Da gerade in diesem Projekt auch der Mensch im Zentrum der Forschungen steht, lag es nahe, bereits in einer frühen Projektphase Bürger mit einzubeziehen, so IESE-Projektleiter Frank Elberzhager.
Und siehe da: dem Aufruf, am ersten PFAFF HACK teilzunehmen, kamen über 30 Interessierte nach. Bis 17 Uhr hatte sich eine buntgemischte Truppe zusammengefunden, die sogleich von Patrick Mennig, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IESE und Initiator des PFAFF HACK, auf das Thema eingeschworen wurde: Findet innovative digitale Lösungen für das Stadtquartier der Zukunft! Unter diesem Motto konnten die Teilnehmenden vor allem aus den folgenden Fragestellungen für die weitere Gruppenarbeit auswählen:
- Erfinde eine neue Welt, in der man seine Ressourcen miteinander teilt.
- Werte unseren Alltag auf, indem wir auf unser privates Auto verzichten.
- Entwirf unseren Arbeitsalltag ohne festes Büro neu.
- Ermächtige jeden in deiner Nachbarschaft sich zu beteiligen.
- Mach den CO2 Ausstoß deines Handelns sichtbar!
- Mobilität ist ein Menschenrecht – für Jung und Alt.
Die Hintergründe ihrer konkreten Aufgabenstellung lieferte den ambitionierten Mitstreitern des Hackathons in einer kurzen Zusammenfassung Frank Elberzhager mit einer Präsentation des Projekts EnStadt:Pfaff. Unter dem Slogan „MITmenschen – MITwirken – MITmachen“ wird das Fraunhofer IESE in den kommenden Monaten Ideen weiter ausgestalten und konkrete Dienste entwickeln, die auf einer Plattform laufen werden.
Nach der Team- und Themenfindungsphase gab es zunächst noch ein reichhaltiges Abendessen, um alle gestärkt in den Wettkampf zu schicken. Die Kreativphase mündete dann in den ersten Pitch, in dem die Teams ihre Ideen und Konzepte gegen 23 Uhr vorstellten. Danach folgte die lange Design- und Entwicklungsphase, in der sich alle konkret an die Umsetzung ihrer digitalen Anwendungsidee machten. Unterbrochen war der Denkmarathon von kleineren Workshops, in denen die Experten des IESE noch wertvolle Tipps beisteuerten. Dazu gab es auch einfach mal Lockerungsübungen – wie der „Pausensport“ des UNIFIT – der für Abwechslung sorgte. Nach knapp 22 Stunden präsentierten die Teams dann – zurecht stolz – ihre Ergebnisse in einem Pitch den anderen Teilnehmenden und einer dreiköpfigen Jury.
Die Prototypen bzw. Visionen der Teams konnten sich durchaus sehen lassen: Die App „Lina“ – in Anlehnung an die wohltätige Tochter Pfaffs, Lina Pfaff – bietet beispielsweise ihren Nutzern intelligente Mobilitätslösungen, die unter anderem einen reibungslosen Transport vom Pfaff-Gelände zu anderen Orten und/oder Mitfahrgelegenheiten ermöglichen. Mit der App-Idee „MeDeTe“ (aus dem Slogan: „Meins, Deins, Teils!“) wird der gemeinnützige Gedanke verfolgt, über ein Tauschsystem Dinge und Dienste anzubieten und zu tauschen. So können Werkzeuge oder Gartengeräte zum Verleih angeboten oder eben Gesuche erstellt werden. Die Vision einer Tauschplattform, zu der sich auch Kooperationspartner wie bspw. Baumärkte anschließen könnten, ist ausbaufähig und könnte auch sukzessiv weitere Dienste integrieren.
Gruppe 3 hat vor allem die Idee, die analoge und die digitale Welt enger zu verzahnen, in den Mittelpunkt gestellt. Das Jung und Alt soll im Quartier gefördert werden (z.B. durch die Möglichkeit, sich gemeinsam zum Mittagessen zu verabreden), konkret mittels eines Pfaff-Chats. Hier zeigte sich besonders deutlich, dass praktikable digitale Lösungen auch Umsetzungen in der Planung des Viertels verlangen: Wartezonen für Mitfahrgelegenheiten müssen anfahrbar aber auch zu Fuß gut erreichbar sein.
Zum Abschluss bewertete die Jury die Präsentationen und honorierte die Hackathon-Leistungen der Teilnehmenden. Dr. Martin Verlage, Geschäftsführer der KL.digital GmbH und Jurymitglied, resümierte: „Besonders begeistert hat mich die Idee, verschiedene soziale Gruppen miteinander in Kontakt zu bringen. Personen, die auf dem Pfaff-Gelände wohnen, laden dort arbeitende Externe zum Mittagessen ein. Dies ist in einer Welt zunehmender Bildung von Subkulturen, auch entlang digitaler Dimensionen, ein wichtiger Aspekt.“ – und spiegelt unserer Meinung nach genau unser Motto wider. MITmenschen – MITwirken – MITmachen. Läuft. Letztlich waren alle Gruppen Sieger, und es gab zum Abschluss kleinere Sachpreise.
Die Teilnehmer hoben die gute Atmosphäre mit ambienten Licht, Bäumen und viel Raum hervor, welche wohl auch zu den sehr guten Ergebnissen führte. Ein idealer Ort für einen Hackathon.
Wie es mit den Ideen aus dem PFAFF HACK weitergehen wird, berichten wir kontinuierlich über die Kanäle des Fraunhofer IESE – dass es auch demnächst einen neuen PFAFF HACK geben wird, das steht schon jetzt fest!