Fraunhofer IESE - Beikrautregulierung

Drei Fragen an Prof. Schmidtke zu chemiefreier Beikrautregulierung

Das Thema Nachhaltigkeit ist ein bedeutender Faktor für die Landwirtschaft. Damit auch zukünftige Generationen von Landwirten auf fruchtbaren und gesunden Ackerböden anbauen können, müssen wir heute Alternativen zu chemischen Verfahren schaffen. Ein Beispiel hierfür ist die chemiefreie Beikrautregulierung.

Im Fraunhofer-Leitprojekt »Cognitive Agriculture« (kurz: »COGNAC«) for­schen neben dem Fraunhofer IESE weitere sieben Fraunhofer-Institute gemein­sam an Grundlagen, die dem Landwirt in einer digitalisierten Welt hohe Produkti­vität im Einklang mit weiteren Zielen wie Nachhaltigkeit oder Produktqualität er­möglichen. Unsere Gastautorin vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI führte ein Interview in der COGNAC-Interviewreihe »Drei Fragen zur digitalen Landwirtschaft«.

 

Dr. Julia OstenGastautorin

Dr. Julia Osten

Strategische Forschung und Entwicklung

Fraunhofer IVI

Telefon: +49 351 4640-811

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Prof. Dr. agr. Knut SchmidtkeInterviewpartner

Prof. Dr. agr. Knut Schmidtke

Prorektor für Forschung und Entwicklung
Professur Ökologischer Landbau
Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

Welche Anforderungen werden an die Beikrautregulierung in Zukunft gestellt?

Die Beikrautregulierung wird zukünftig verstärkt auch im konventionellen Landbau auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Unkrautregulierungsmitteln (Herbizide) verzichten müssen, um Biodiversität in Agrarlandschaften zu erhalten und Gewässer vor Herbizideinträgen besser schützen zu können. Um dies zu realisieren, wird in größerem Maße als bisher die Konkurrenzkraft der Kulturpflanzenbestände erhöht und gezielt genutzt werden müssen. Zusätzlich werden mechanische Maßnahmen mit Einsatz von Hacke und Striegel eine größere Rolle spielen. Es bedarf hierzu auch der Weiterentwicklung von Feldrobotern, die nicht nur autonom gesteuert die Beseitigung der Unkräuter durchführen, sondern auch zwischen für den Erhalt der Biodiversität bedeutenden Beikräutern und Unkräutern zu unterscheiden vermögen. Ziel ist es, moderne Verfahren der Beikrautregulierung auf landwirtschaftlichen Flächen einzuführen, die einen Restbestand an wichtigen Beikrautarten auf den Flächen bestehen lassen, gleichzeitig aber auch deren nachteiligen Einfluss auf Ertrag und Qualität der Kulturpflanze gering halten. Kurz gesagt: Es gilt, die Koexistenz von Kulturpflanze und Beikraut auf breiter Fläche nachhaltig zu stärken.

Welchen Stand hat die chemiefreie Beikrautregulierung in der biologischen Landwirtschaft?

Mechanische Verfahren sind auch dank der Entwicklung von kameragesteuerten Hacken sehr gut entwickelt und werden im ökologischen Landbau auf breiter Basis eingesetzt. Es fehlen aber noch Verfahren, die in der Beikrautregulierung selektiv und teilflächenspezifisch arbeiten. Das bedeutet, dass Systeme entwickelt werden müssen, die automatisch die Beikrautdichte im Feld erkennen und automatisch die Regulierung auf Teilflächen  aussetzen, auf denen sie pflanzenbaulich nicht notwendig ist bzw. aus naturschutzfachlichen Gründen – z.B. Erhalt wertvoller Beikrautarten – nicht erfolgen sollte.

Welche Herausforderung würden Sie gerne durch ein Automatisierungskonzept gelöst haben?

Zusätzlich zu den bereits genannten Anforderungen einer teilflächenspezifischen Unkrautregulierung, in der die Systeme gezielt nach Beikrautarten selektieren können und auch über autonom arbeitende Feldroboter realisiert wären, wären neue Antriebssysteme zu entwickeln, die auf die Nutzung regenerativer Energiequellen wie Strom oder Wasserstoff setzen, um die mechanische Beikrautregulierung möglichst klimaneutral durchführen zu können.

Das Interview ist Teil unserer COGNAC-Interviewreihe »Drei Fragen zur digitalen Landwirtschaft«:

Lesetipp weiteres Interview: Das digitale Ökosystem für die Landwirtschaft von morgen
mit Dr. Matthias Naab, Experte für Digitale Ökosysteme und Abteilungsleiter »Architecture-Centric Engineering« am Fraunhofer IESE

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