Zum 30. April 2023 endete das vom BMDV geförderte Konsortialprojekt »Digital Construction Management«. Zusammen mit der RPTU, dem Fraunhofer ITWM, der SIAK und BuildingSMART führten wir, das Fraunhofer IESE, eine Interviewstudie durch, um vertiefte Erkenntnisse über den Stand der Digitalisierung in der Baubranche allgemein und speziell im Sektor Infrastrukturmaßnahmen zu gewinnen. Die »Studie: Digitalisierung Baubranche« ist nun kostenfrei als Download verfügbar.
Wozu wird Digitalisierung in der Baubranche genutzt?
Infrastrukturprojekte, wie der Straßen- und Brückenbau, sind komplexe und teure Bauvorhaben. Häufig kommt es zu Kostenüberschreitungen. Digitalisierung ist in diesem Kontext ein wichtiger Lösungsbaustein. Im vorangegangen Forschungsprojekt Infra-Bau 4.0 wurde eine digitale Plattform entwickelt, die alle am Bau Beteiligten mit ihren Systemen, Daten und Prozessen digital abbildet und zu einem digitalen Ökosystem vernetzt, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Wie ist der Stand der Digitalisierung in der Baubranche?
Im vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Projekt »Digital Construction Management« [DiCoMa] wurde unter anderem eine Studie über den Stand der Digitalisierung der Baubranche, speziell im Sektor Infrastrukturmaßnahmen, durchgeführt. Die übergeordnete Fragestellung lautete: Wie viel Digitalisierung ist bei den Bauunternehmen schon in der Praxis angekommen und wo drückt der digitale Schuh derzeit? Dazu wurden in 26 Interviews mit Vertretern der Baubranche deren Erfahrungen, Wünsche und Lösungsstrategien erfragt.
Welche Vorteile bringt die Digitalisierung der Baubranche?
Von der Digitalisierung selbst versprechen sich die Interviewteilnehmer vorrangig ein effizienteres Bauen durch optimierte Prozesse, eine bessere Zusammenarbeit durch direktere Kommunikation sowie eine Steigerung der Attraktivität des Berufsbilds bzw. der Branche selbst. Technische Herausforderungen bestehen hauptsächlich beim Datenaustausch und hinsichtlich der Datenqualität. Die meisten eingesetzten Softwarelösungen funktionieren, von einem teils hohen Einarbeitungsaufwand abgesehen, gut – scheitern aber spätestens bei der Zusammenarbeit mit anderen Softwarelösungen. Dennoch hakt es bei der Digitalisierung nicht primär wegen unzureichender Technik, sondern aufgrund unterschiedlicher Hindernisse. Zu nennen sind hier personelle (z. B. Personalmangel, fehlende Akzeptanz der Mitarbeiter für Veränderungen, mangelhafte digitaltechnische Kompetenz), finanzielle (z. B. Anschaffungskosten, Freistellungen für Weiterbildungen) oder strukturelle (z. B. Vergabeverfahren) Gründe.
Welche Software wird in der Baubranche eingesetzt?
4D-Modellierungssoftware ist ein wichtiger Bestandteil des modernen Bauwesens. Diese Software ermöglicht es, komplexe Bauprojekte zu planen, zu visualisieren und zu simulieren, indem sie 3D-Modelle mit Zeitplänen, also die vierte Dimension, verknüpft. Software zur Kalkulation von Kosten- und Arbeitsaufwänden sowie für die Erstellung von Zeitplänen ist in der Baubranche weit verbreitet. Diese Programme helfen auch dabei, Risiken abzuschätzen und in den Ablaufplan zu integrieren. Eine weitere Kategorie von Planungssoftware in der Bauindustrie konzentriert sich auf die Projektsteuerung. Ein unkomplizierter Datenfluss ist hier der Schlüssel, denn Informationen sollen schnell vom Backoffice zur Baustelle und zurück gelangen.
Wie kann die Digitalisierung in der Baubranche besser vorangebracht werden?
Um die Digitalisierung nachhaltig in Unternehmen der Baubranche umzusetzen, sollte der Fokus auf folgenden Bereichen liegen:
- Weiterbildung von Mitarbeitern im Bereich digitaler Kompetenzen
- Etablierung und Durchsetzung von Standards für die Datenübertragung
- Zusammenarbeit zwischen Unternehmen
- verstärkte Kooperation mit Forschungseinrichtungen zum Austausch von Know-how und Erfahrungen
Auch Politik und Verwaltung können wichtige Beiträge zur Digitalisierung des Bauwesens leisten. Handlungsansätze liegen hier in der Förderung von Digitalisierungsprojekten und entsprechender Kooperationen, in der Setzung klarer rechtlicher Rahmenbedingungen, in der Förderung digitaler Kompetenzen sowie durch Anreize (bspw. steuerliche Vorteile) zur Digitalisierung.
Studie zur Digitalisierung der Baubranche: Hier geht`s zum Download!
Diese Studie von 2023 liefert Ihnen:
- Übersicht der in der Praxis häufig eingesetzten IT-Systeme
- Konzise Darstellung verschiedenster Herausforderungen für die Branche
- Dazu passende Lösungsansätze sowie
- Handlungsempfehlungen für die Baubranche, Politik und Verwaltung.
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