Digitaltag 2020: Wir waren dabei! – Am 19. Juni 2020 fand der erste bundesweite Digitaltag statt. Auch wir, das Fraunhofer IESE, haben diesen besonderen Tag mitgefeiert und mit einigen Aktionen begleitet. Obwohl der Aktionstag aufgrund der noch anhaltenden Corona-Pandemie – anders als geplant – tatsächlich rein digital stattfinden musste, war er für uns von zahlreichen Highlights geprägt. Mit diesem Artikel möchten wir den Digitaltag 2020 Revue passieren lassen und einen Rückblick auf die zahlreichen, spannenden Aktivitäten des Aktionstages werfen.
Was genau ist der »Digitaltag«?
Der »Digitaltag« ist ein bundesweiter Aktionstag, der die Gesellschaft und Bevölkerung mit zahlreichen Aktivitäten für ein verstärktes Bewusstsein hinsichtlich des Stellenwertes der »Digitalisierung« sensibilisieren soll. Beim Digitaltag werden unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung beleuchtet und der gemeinsame Austausch über die Gestaltung des digitalen Wandels und einer gemeinsamen digitalen Zukunft wird gefördert. Digitalisierung soll somit für alle erlebbar und verständlich gemacht werden.
Der Digitaltag 2020 – eine Veranstaltung der Extraklasse
Digitalisierung kann Grenzen überwinden und Raum für Neues schaffen – das zeigte der diesjährige und damit erste Digitaltag nur zu gut. Wegen diverser Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise wurde das Event kurzerhand komplett umgestaltet. So fand der Digitaltag, welcher ursprünglich als hybrides Format im Wechsel zwischen realen Veranstaltungen an diversen Orten in Deutschland in Verbindung mit digitalen Programmelementen durchgeführt werden sollte, ausschließlich online statt. Das Positive dabei: Alle, die wollten, konnten das Event jederzeit von überall aus per Online-Stream live und direkt mitverfolgen!
Auch wir am Fraunhofer IESE ließen es uns nicht nehmen, diverse Beiträge zu diesem Tag zu leisten. Neben Online-Vorträgen zu »New-Work in Arbeitswelten der Zukunft« und »Datenschutz in der digitalen Kommune« veranstalteten wir in Kooperation mit der Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft und einigen, weiteren Fraunhofer-Instituten ein digitales Recruiting-Event mit Online-Fraunhofer-Escape-Game.
Damit aber nicht genug! Unser ganz persönlicher Höhepunkt des Digitaltages war nämlich der Besuch diverser Vertreter*innen des Projekts »Digitale Dörfer« beim Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier! Unter dem Motto »Land in Sicht – Zukunft ländlicher Räume« tauschte sich das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland mit Bürger*innen aus unseren Digitalen Dörfern zu Möglichkeiten der digitalen Teilhabe aus.
Digitalisierung als Chance in Krisenzeiten – aus »digital« wird »sozial«
Die Coronakrise veranschaulicht, wie sehr digitale Lösungen in Zeiten des Social Distancing die Solidarität unter Menschen fördern und somit auch reale Grenzen überwinden können – aus »digital« wird dann nämlich »sozial«.
So hat es unsere »Digitale Dörfer«-Online-Kommunikationsplattform und -App »DorfFunk« geschafft, Menschen in Zeiten des Abstandhaltens auf digitalem Weg miteinander in Verbindung zu halten. Die Plattform wird zum Beispiel zur Organisation von Nachbarschaftshilfe (Einkäufe, Spaziergänge mit dem Hund, Maskennähen etc.) genutzt und schweißt die Menschen somit auf digitalem Wege auch sozial wieder mehr zusammen. Aufgrund des großen Zuspruchs und des zu Coronazeiten gesteigerten Bedarfs an Online-Kommunikationsmitteln wurde die »DorfFunk«-App bereits im März 2020 vom Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz kostenfrei und flächendeckend ausgerollt. Nach weniger als einem Monat verzeichnete der DorfFunk bereits mehr als 20.000 neue User der Kommunikationsplattform. Auch die Bundesländer Schleswig-Holstein und Bayern haben das Potenzial der digitalen Lösungen für das soziale Miteinander in Krisenzeiten erkannt und die App ihren Bürger*innen wenige Zeit später bereitgestellt. Weitere Infos dazu finden Sie hier und in unserer Pressemitteilung.
Impressionen: Bundespräsident meets Digitale Dörfer
Um nun einen Rückblick auf den Digitaltag 2020 zu werfen, haben wir zahlreiche Impressionen unserer beim Gespräch mit dem Bundespräsidenten anwesenden Vertreter*innen der »Digitalen Dörfer« zusammengetragen. Lesen Sie hierzu die folgenden beiden Gastbeiträge. Schauen Sie sich gerne auch die Aufzeichnung des Online-Streams zum Digitaltag an.
GASTBEITRAG 1: MARTINA VOSS
(Kath. Kirchengemeinde St. Maria Salome Ovenhausen)
Wohin Digitales einen kleinen, caritativen Verein und ein Dorf führen kann – von Ovenhausen ins Schloss Bellevue
»Nie hätten wir gedacht, …
… dass eine spontane Anfrage zur Projektbewerbung beim Digitaltag führt.«
… dass unser Vorschlag auf der Aktionskarte des Digitaltages landet.«
… dass daraus ein Video-Chat mit dem Bundespräsidenten entsteht.«
… dass wir einen Medienrummel vor der Klönstube Ovenhausen auslösen.«
Doch wir haben es geschafft: Und zwar von Ovenhausen ins Schloss Bellevue!
Unser kleines nordrhein-westfälisches Dorf Ovenhausen wurde zum Digitaltag ins Schloss Bellevue eingeladen, um sich dort mit dem Bundespräsidenten über die Zukunft ländlicher Räume zu unterhalten.
Dann kam jedoch die Coronakrise und der Plan änderte sich: Nach anfänglichen Mails und Planungen in Abstimmung mit den Koordinatoren des Digitaltags und des Bundespräsidialamtes in Berlin sollte die Veranstaltung auf ein rein digitales Format umgestellt werden. Gesagt, getan! Trotz und auch gerade wegen der Pandemie fanden wir es weiterhin wichtig, an dem Event teilzunehmen. Es erfüllt uns jetzt noch mit Stolz, eines der wenigen Projekte gewesen zu sein, die trotz der geltenden Einschränkungen zum Bevölkerungsschutz an dem Aktionstag teilnehmen konnten.
Nur kurze Zeit nach der offiziellen Veröffentlichung unseres Termins beim Bundespräsidenten kontaktierten uns Journalisten aus nah und fern.
Dann, am Digitaltag (Freitagmorgen, den 19. Juni), waren schließlich insgesamt drei Fernsehteams zur Verfolgung unseres Talks mit dem Bundespräsidenten in der Klönstube in Ovenhausen vor Ort. Unsere Begegnungsstätte »Klönstube« verwandelte sich vor dem Video-Chat mit dem deutschen Staatsoberhaupt in ein regelrechtes TV-Studio – das alles dennoch bei gemütlichem Flair mit leckerem Essen und Trinken.
Doch langsam stieg dann auch schon das Fernsehfieber – allerdings nicht als Zuschauer, sondern als Akteur! Die Fragen, die Bundespräsident Steinmeier stellen würde, waren uns schließlich unbekannt. Trotz aufmunternder Sprüche und Scherze wurde es eine Minute vor der Liveschaltung sehr ruhig.
Dann, pünktlich um 11:30 Uhr, startete die Video-Schalte. Der Bundespräsident begrüßte die Teilnehmer*innen aus den Digitalen Dörfern Betzdorf und Ovenhausen stellte interessante und zum Teil sehr detaillierte Fragen zu den Digitalisierungsprojekten in den Gemeinden. Die Zeit verging beim Gespräch mit dem sympathischen Staatsmann wie im Flug. Während des gesamten Gesprächs war er ein guter Kommunikationspartner und Zuhörer zugleich, der die Sprache der Bürger*innen zu verstehen pflegt und auch fachliche Kenntnis zum Thema »Zukunft ländlicher Räume« demonstrierte.
Mit geschärftem Blick auf Ausnahmesituationen zu Zeiten der Coronakrise schilderten wir Ovenhäusener unserem Bundespräsidenten Steinmeier den enormen Nutzen digitaler Kommunikationsmöglichkeiten, wie wir sie z. B. im Rahmen der vom Fraunhofer IESE zur Verfügung gestellten »DorfFunk«-App erleben. Für uns Ovenhäusener ist die »DorfFunk«-App eine große Bereicherung zur Erweiterung und zum Erhalt des sozialen Miteinanders im Dorf. Das gilt im Alltagsleben, im Lockdown und auch in Zukunft!
Während des Corona-Lockdowns sind unsere Userzahlen bei einer Anzahl von ca. 1.050 Bürger*innen um rund 15 Prozent gestiegen. Ein toller Erfolg! Und wir sind uns sicher: Die Digitalisierung bietet uns noch viele weitere Möglichkeiten und Potenziale! Auch anderen Dörfern empfehlen wir daher: »Dörfer macht mit und werdet selbst und gemeinsam digital.«
Der Aufbau einer eigenen Website sowie die Etablierung eigener Kommunikationskanäle sind essenzielle Schritte, um Dorfgemeinschaften einen enormen Mehrwert zu bieten und die Zukunft ländlicher Regionen zu sichern. Mit dem Fraunhofer IESE haben wir dabei einen vertrauensvollen Partner gewonnen, an den wir uns auch mit weiteren Ideen gerne wenden werden.
Eindrücke aus Ovenhausen
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Gastautorin
Martina Voss
Caritas-Konferenz St. Maria Salome Ovenhausen
GASTBEITRAG 2: SASCHA HENSEL
(Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain)
Wie aus der Idee, eine Telefonnummer zu schalten, ein Anruf des Bundespräsidenten wurde
Digitales Dorf sind wir seit der ersten Stunde – mediale Aufmerksamkeit, die ein solches Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer IESE und dem rheinland-pfälzischen Innenministerium mit sich bringt, hatte die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain seitdem schon oft. Eine Einladung zu einem Treffen mit dem Bundespräsidenten, wenn auch nur virtuell, hat uns dann aber doch aus der Fassung gebracht!
Zu verdanken haben wir das Ganze unseren großartigen Bürger*innen, die in den schwierigen Zeiten notwendiger Isolation so zahlreich ihre Hilfe angeboten haben, um denen zu helfen, die das Haus nicht mehr verlassen konnten oder durften. Unsere App, der »DorfFunk«, erlebte eine nie dagewesene Eigendynamik, die uns förmlich überrannte. Viele Hilfsangebote standen einer überschaubaren Zahl an Hilfsgesuchen gegenüber.
Daraus entstand die Idee, eine Corona-Hotline zu schalten, um damit noch mehr Menschen zu erreichen, die dringend Hilfe benötigen. Wir hatten Erfolg! Denn gerade ältere Menschen konnten sich mit ihrem Telefon über uns als Schnittstelle in der digitalen Welt Gehör verschaffen, und ihnen wurde durch Freiwillige aus dem DorfFunk geholfen. Daraus entstanden viele neue Kontakte und Bekanntschaften, die auch jetzt noch gepflegt werden (und uns als Vermittler überflüssig gemacht haben). Wir finden: solche tollen Aktionen müssen unbedingt Gehör finden!
Anlässlich des ersten bundesweiten Digitaltags trafen dann nach zahlreichen vorbereitenden Gesprächen am 19. Juni 2020 ein TV-Übertragungswagen, zahlreiche Tontechniker und Kameraleute nebst Technik vor Ort ein. Der gesamte Aufruhr steigerte in Betzdorf die Nervosität der Anwesenden schon beim Betreten des Büros, in dem die digitale Video-Schalte stattfinden sollte. Während des Gesprächs mit dem Bundespräsidenten verflog die Nervosität jedoch ein wenig und wir konnten den interessanten Austausch sogar genießen. Dies war nicht zuletzt auch der natürlichen Moderationsweise des Bundespräsidenten zu verdanken.
Nach knapp einer Stunde wurden die Kameras alle wieder ausgeschaltet: Erleichterung! Die Anspannung wich einem Glücksgefühl. Erst jetzt merkten wir so richtig, wie froh wir alle waren, dabei gewesen zu sein.
Eindrücke aus Betzdorf-Gebhardshain
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Gastautor
Sascha Hensel
Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain