Daten aus vernetzten Fahrzeugen bilden die Grundlage für viele zukünftige Mobilitätsdienste. Doch welche Daten benötigt der Mobilitätsdatenmarkt überhaupt und welche Anforderungen stellt der Markt für heute und für morgen? Dies haben Caruso und das Fraunhofer IESE unter der Schirmherrschaft der CLEPA (European Association of Automotive Suppliers) in einer Studie ermittelt.
Daten im Fahrzeug sind unentbehrlich. Sie sorgen für die Auslösung des Airbags, für die Warnung vor dem Einnicken am Steuer, informieren über Reifendruck oder Reichweite, steuern Fahrerassistenzsysteme, Rückfahrkamera bis zum kompletten autonomen Fahren: Sensoren zur Datenerfassung sind aus modernen Pkw nicht mehr wegzudenken. Das Fahrzeug ist heute längst ein Computer auf vier Rädern – voll mit Sensoren, die stündlich bis zu 10 Gigabyte an Daten produzieren. Es ist zu einem wichtigen Knotenpunkt im Internet der Dinge geworden, das mit der Infrastruktur und anderen Fahrzeugen kommuniziert, um alltägliche Probleme wie Verkehrsunfälle oder Staus zu vermeiden, leichter den nächsten freien Parkplatz zu finden oder die Flotte von Carsharing-Dienstleistern managen zu können. Die Anzahl der Sensoren im Fahrzeug wächst weiter und damit auch das Volumen der erzeugten Daten – was die Automobilbranche derzeit enorm verändert und einen neuen Mobilitätsdatenmarkt schafft.
Fahrzeugdaten: Eckpfeiler zukünftiger Mobilitätsservices
Viele Unternehmen, darunter Fahrzeughersteller und Mobilitätsdienstleister, verstehen zunehmend, dass ihre Daten für andere Unternehmen von Interesse sind und dass der Verkauf von Daten Gewinne steigern kann, während Datenkonsumenten käuflich erworbene Daten für die Erweiterung ihres Leistungsportfolios nutzen können. Dabei sind Daten aus allen Phasen des Lebenszyklus des Fahrzeugs interessant. Anwendungsfälle in der Mobilität beschränken sich nicht nur auf Reparatur und Wartung oder den Vertrieb von Reparatur- und Wartungs-Informationen sowie Teileversorgung, sondern reichen bis in Handel, Flottenmanagement, Leasing und Versicherung. Fahrzeugdaten werden damit zu einem Eckpfeiler der Zukunft.
Diese Entwicklung wird disruptive Geschäftsmodelle weiter befördern. Im Sinne eines fairen Wettbewerbs müssen alle Marktteilnehmer Zugang zu Daten haben. Aus diesem Grund hat Caruso mit technologisch-beratender Unterstützung des Fraunhofer IESE bereits 2017 den ersten Schritt zur Datenharmonisierung unternommen. Der B2B-Marktplatz für Daten und Dienstleistungen ist der Vermittler von Daten zwischen Datenanbietern und Datenkonsumenten. Caruso sorgt dafür, dass Daten wie „Kilometerleistung des Fahrzeugs mit der VIN XYZ ist 10,382“ vom Datenanbieter an den Datenkonsumenten gelangen kann, dass Angebot und Ankauf von Daten nutzerfreundlich und gesetzeskonform vonstattengehen kann.
Dem Datenmarktplatz von Caruso liegt ein Datenkatalog zugrunde, der die Datenpunkte nach einer gewissen Hierarchie von Kategorien strukturiert. Er bietet eine einheitliche Beschreibung von Datenpunkten, die derzeit als mobilitätsrelevant gelten, aktuell mit einem Fokus auf Daten aus vernetzten Fahrzeugen („In-Vehicle Data“). Derzeit beinhaltet der Caruso-Datenkatalog allein 476 Datenpunkte aus dem vernetzten Fahrzeug, vor Beginn der Studie waren es 301.
Eine Studie zu den Datenbedarfen für Mobilitätsservices
Eine gemeinsam mit dem Fraunhofer IESE durchgeführte Studie sollte nun folgende Punkte klären:
- Entsprechen die Datenpunkte dem Bedarf des Mobilitätsdatenmarkts der Zukunft?
- Welche Relevanz haben sie tatsächlich für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle?
Zu den befragten Unternehmen zählten Akteure aus der Automobilbranche, darunter Mitglieder der CLEPA sowie andere Partner von Caruso.
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie: Alle 301 Datenpunkte des Caruso-Katalogs wurden von mindestens einem Befragten als notwendig bezeichnet, meistens sogar von mehrere Firmen. Kein Datenpunkt des Caruso-Katalogs wurde als irrelevant klassifiziert. Insgesamt gab es je nach Unternehmen starke Unterschiede in der Anzahl priorisierter Datenpunkte, was angesichts der sehr unterschiedlichen Anwendungsfälle nicht verwunderlich ist. Die Top 3 der wichtigsten Daten, die die Akteure forderten, waren „Aktuelle Fahrzeug-Geschwindigkeit“, „Fahrzeug-Beschleunigung“ und „aktueller Kilometer-Stand“. Insgesamt waren die Befunde insofern überraschend, als dass Experten in Gesprächen vor der Studie stets eher einen kleinen Teil von Datenpunkten nannten, während in der Studie ein sehr breites Interesse an deutlich mehr Datenpunkten bekundet wurde.
Schlussfolgerungen für die Praxis
Die Ergebnisse zeigen, dass seitens Mobilitätsdienstleister ein hohes Interesse an einem qualitativ hochwertigen Zugang zu fahrzeugbezogenen Daten besteht. Mit der aktuellen Caruso-Studie ist nicht nur klar, welche Daten die Mobilitätsdienstleister aktuell als am meisten vielversprechend für gewinnorientierte Anwendungsfälle halten. Erstmals wurde auch transparent, welche Aktualisierungsfrequenzen die Akteure des Mobilitätsdatenmarktes tatsächlich erwarten. So äußerten die Studienteilnehmer, dass 36 % der Daten innerhalb von weniger als einer Sekunde oder oft deutlich häufiger aktualisiert werden sollten, wenn bestimmte Ereignisse wie die Änderung von Einstellungen oder eine bestimmte Art von Fahrzeug(in)aktivität eintreten. Da die derzeit verfügbaren Mobilfunkverbindungen diese kurzen Latenzen nicht vollumfänglich ermöglichen, sind neue Konzepte und Technologien der Datenvorverarbeitung und der Datenübertragung erforderlich.
Download, Zielgruppe und Nutzen der Studie
Wer sich ausführlich über die Studienergebnisse informieren möchte, findet die komplette Studie zum Kauf hier.
Die Studie richtet sich an Unternehmen, die in der Automobil- und Mobilitätsbranche an innovativen, datenbasierten Geschäftsmodellen interessiert sind, seien es Automobilhersteller, Zulieferer, Fleet- und Leasingfirmen, Versicherungen, Werkstätten, Mobilitätsanbieter und viele andere. Firmen, die Daten aus Fahrzeugen im Zugriff haben, können identifizieren, welche Daten von besonderem Interesse für potentielle Datenkonsumenten sind und sich verkaufen ließen. Firmen, die existierende Dienste mithilfe von Fahrzeugdaten verbessern und neue Dienste schaffen möchten, können sich über die Vielfalt von Fahrzeugdaten informieren und einen ersten Einblick in die Nachfrage anderer Unternehmen bekommen.
Zusätzlich beinhaltet die Studie den kompletten strukturierten Datenkatalog von Caruso mit den Kategorien und allen Datenpunkten, der bisher sonst nirgendwo veröffentlicht wurde.
Autoren der Studie
Die Autoren der Studie sind Eduard C. Groen (Fraunhofer IESE), Dr. Matthias Naab (Fraunhofer IESE) und Dr. Jens Knodel (Caruso Dataplace GmbH).