In diesem Beitrag geben wir dem Team »sidn« die Bühne, um seine Lösungen, die es beim diesjährigen Hackathon für Nachhaltigkeit und Klimaschutz – dem PFAFF HACK 2020 – erarbeitet hat, vorzustellen. Das Team möchte mit der App »BeetBrudi« die Aspekte der Zusammenarbeit, Gamification und Gartenarbeit im PFAFF-Quartier der Zukunft auf clevere Art und Weise stärken, sodass sich dort soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten lässt.
Im Folgenden stellt das Team »sidn«, bestehend aus den Gastautoren Rene Fischer, Tobias Lachmuth, Christoph Müller und Niko Lockenvitz, seine nachhaltige digitale Lösung vor. Das Team »sidn« war dieses Jahr schon zum zweiten Mal bei unserem Hackathon für Nachhaltigkeit und Klimaschutz dabei. Nun heißt es: Bühne frei für »sidn«.
GASTBEITRAG DES TEAMS »SIDN« BEIM PFAFF HACK 2020
– DEM HACKATHON FÜR NACHHALTIGKEIT
Nachhaltige Gärten für das PFAFF-Quartier
Nach unserer erfolgreichen ersten Teilnahme am #pfaffhack19 im letzten Jahr entschlossen wir uns, auch in diesem Jahr wieder als Team »sidn« teilzunehmen. Der Corona-Situation geschuldet wurde der PFAFF HACK vollständig online durchgeführt. Für uns war dies von Vorteil, weil wir so mit Freunden aus ganz Deutschland zusammenarbeiten konnten, ohne dass diese für das Event anreisen mussten.
Wie auch im letzten Jahr stand der PFAFF HACK unter dem Thema Nachhaltigkeit durch IT-gestützte Systeme. Passend dazu haben wir eine App entwickelt, die das Ziel hat, allen Bewohner*innen des neuen PFAFF-Quartiers die Möglichkeit zu geben, ohne vorherige agrarwirtschaftliche Vorkenntnisse einen »eigenen« Garten zu bearbeiten. Worum geht es dabei? Und welche Aufgaben übernimmt hierbei die App »BeetBrudi«[1]?
BeetBrudi stellt all denjenigen eine einheitliche und übersichtliche Plattform zur Verfügung, die sich am Bepflanzen, Pflegen und Ernten verschiedener Nutzpflanzen eines gemeinschaftlich genutzten Gartens beteiligen wollen. Die Nutzung soll für jeden – egal, ob sich nun »Klaus« oder »Paula« beteiligen wollen – so leicht wie möglich und dabei auf die eigenen Fähigkeiten und Interessen zugeschnitten sein. Hierzu haben wir passende Personas eingesetzt (z.B. die genannten beiden), um unsere App so passgenau wie möglich zu konstruieren.
Gartenquests und TomatenMark
Der Spaß an der Sache und das Gefühl, etwas zu verändern, stehen hierbei im Vordergrund. BeetBrudi setzt auf ein sogenanntes Quest-System, bekannt aus Videospielen. Nachfolgend zeigen wir einige Bilder unserer Lösung.
Jede Quest ist eine kleine zu erledigende Aufgabe und wird mit einer für den Gemeinschaftsgarten spezifisch entwickelten Währung – der TomatenMark (TM) – belohnt, welche in einem nur für die Beteiligten nutzbaren Marktplatz verwendet werden kann. Ziel ist es, das angebaute Obst und Gemüse fair unter den Beteiligten aufzuteilen.
Vor jeder Saison werden den Beteiligten Mitbestimmungsrechte gewährt, um Pflanzen für den gemeinschaftlichen Anbau im Garten auszuwählen. So können alle ihre persönlichen Präferenzen in ein gemeinsames Ziel einfließen lassen und Unterstützung beim Anbau der gewünschten Produkte erhalten. Passend dazu werden für alle relevanten Arbeitsschritte einfache und kurze Quests erstellt (etwa ein Teil der Vorbereitungen eines Beets oder das Gießen an einem Sommertag), für welche sich im Anschluss alle Nutzer*innen freiwillig melden können. Beispielsweise ist Paula Fan von Tomaten, kann sich aber nicht zu jedem notwendigen Zeitpunkt um die Pflanzen kümmern, weshalb ein Teil der Arbeit von anderen Quartierbewohner*innen übernommen wird.
Dazu muss man natürlich wissen, welche Pflanze in welchem Beet angebaut wird, weshalb in der App ein für jeden Garten eigens gepflegter Lageplan vorhanden ist, um den Einstieg so leicht wie möglich zu gestalten.
Hackathon für soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit
Ein Ziel des Ganzen ist die Stärkung des sozialen Zusammenhalts im PFAFF-Quartier. Darüber hinaus bietet unsere Lösung eine tolle Möglichkeit, neue Leute aus der Nachbarschaft kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Außerdem erhoffen wir uns, dass durch die selbstständige Arbeit beim Anbau und bei der Ernte der Nutzpflanzen deren Wertschätzung gesteigert wird und mehr Bewohner*innen zu den eigenen Gurken greifen anstatt die in Plastik eingeschweißten aus dem Supermarkt zu kaufen, die dann am Ende ggf. nicht einmal verarbeitet werden.
Dies steht natürlich unter dem großen Thema des gesamten Hackathons, der Nachhaltigkeit. Jedoch betrachten wir nicht nur den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit, sondern auch die beiden Aspekte Ökologie und Ökonomie. Im Gemeinschaftsgarten werden regional und ökologisch Nutzpflanzen kultiviert, wodurch komplexe logistische Prozesse vermieden werden können und die Umwelt geschont wird. Doch es gibt noch mehr Vorteile: Durch selbst angebautes Obst und Gemüse werden nicht nur die Transportkosten und Treibhausemissionen verringert: Selbst angebautes Obst und Gemüse ist auch generell günstiger als im Supermarkt – und das bei potenziell besserer Qualität. Der Gemeinschaftsgarten ist auch für Privatpersonen im Vergleich wesentlich günstiger, wenn man beachtet, dass Personen, die individuell Kleingärten betreiben oder die notwendigen Gartenwerkzeuge anschaffen müssen, hierfür erst einmal mit Ausgaben zu rechnen haben. All diese Informationen werden den Nutzer*innen von BeetBrudi natürlich nicht vorenthalten, sondern direkt beim eigenen Garten in der App gesammelt und anschaulich dargestellt (wie beispielsweise im Bild »Lageplan« unten zu sehen).
Vernetzung auf der PFAFF-HACK-Plattform
Da der Hackathon für Nachhaltigkeit neben dem Klimaschutz vor allem auch die Vernetzung digitaler Systeme zum Ziel hatte, haben wir uns von Anfang an auch damit auseinandergesetzt. Insbesondere sahen wir hier die Möglichkeit für BeetBrudi, anderen Apps Informationen bereitzustellen. Beispielsweise hat ein weiteres während des Hackathons entwickeltes Projekt, »pfaffsheet«, einen Gamification-Ansatz als Ziel, welcher das Nutzer*innenverhalten bewertet und Optimierungen in Richtung eines nachhaltigeren Lebensstils belohnt. Wenn Nutzer*innen in BeetBrudi Quests lösen, erhalten sie nicht nur ihre TomatenMark-Belohnung, sondern können auch noch ihren Score in pfaffsheet steigern. Die vom IESE-Team bereitgestellte Plattform hat uns die Umsetzung wesentlich vereinfacht. Wir konnten den anderen Apps die von BeetBrudi generierten Daten darüber sehr einfach zur Verfügung stellen. Neben dem offensichtlichen Vorteil für andere Apps ist das Teilen dieser Informationen auch aus Sicht von BeetBrudi nützlich. Die Integration mit anderen Apps kann für Nutzer*innen somit ein entscheidendes Kriterium sein, um sich für BeetBrudi und gegen eine potenzielle Alternative zu entscheiden.
Natürlich ist das, was wir vorgestellt haben, nicht alles, was BeetBrudi so einzigartig macht. Auch der Aspekt der Automatisierung darf nicht fehlen. Eines unserer weiteren Ziele ist es nämlich, verschiedene Quests mithilfe von Aktorik und Sensorik selbstständig zu erstellen oder zu lösen. So soll der Wasserverbrauch im Sommer, wenn Wasser sowieso knapp ist, verringert werden, indem die Feuchtigkeit der Pflanzenerde gemessen und mit Idealwerten verglichen werden kann. Auch das Düngen wird in der Regel in einem Privatgarten nicht genauer beobachtet und so können unbeabsichtigt größere Mengen an ungewünschten Chemikalien ins Grundwasser gelangen. Das wollen wir ebenfalls mithilfe von Sensordaten überwachen und verhindern, indem Quests nur erstellt werden, wenn eine Düngung notwendig ist, und nicht in einem eventuell sinnvollen zeitlichen Abstand.
Ein weiterer Punkt, den wir bereits in Planung haben, ist die Vernetzung verschiedener Gärten in einem Gebiet. Dies hat den Hintergrund, dass alle Gemeinschaftsgärten unterschiedliche Bedingungen haben und z. B. wärmeempfindliche Pflanzen im Frühjahr in den weniger verbreiteten Gartenhäusern für alle Gärten angezogen werden und dann, sobald es das Wetter erlaubt, überall verteilt werden können.
Was willst Du für Deinen Garten?
Wir könnten noch viele weitere Punkte nennen, um zu zeigen, was man mit BeetBrudi alles anstellen könnte, aber das wäre im Konflikt mit unserem Lieblingspunkt der Nachhaltigkeit – der Zusammenarbeit. Aus diesem Grund wollen wir dazu ermutigen, eigene Vorschläge einfach als Kommentar unter diesen Blogbeitrag zu schreiben. So können wir gemeinsam von den Ideen profitieren und eine nachhaltigere Welt schaffen.
P.S.: Wir möchten uns hier auch noch einmal bei Jonathan, Patrick, Phil und Philipp für die tolle Moderation und allen weiteren an der Organisation und Durchführung des PFAFF HACK Beteiligten – allen nicht genannten, die trotzdem zum Gelingen des Wochenendes beigetragen haben – für den coolen Hackathon bedanken! Zudem hoffen wir, auch bei der vierten Iteration des PFAFF HACK wieder dabei sein zu können, sei es digital oder analog!
Vielen Dank!
Auch wir vom Fraunhofer IESE-Team danken allen Teilnehmer*innen an unserem Hackathon für Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die tolle Arbeit und die coolen Ideen. Die Lösung »BeetBrudi« vom Team »sidn« kann sich sehen lassen und ist nur eines der Ergebnisse des diesjährigen PFAFF HACKs. In weiteren Blogartikeln dieser Serie beleuchten wir weitere Lösungen und gehen auf Hintergründe des Online-Formats ein.
Mitschnitte zu unserem Livestream vom PFAFF HACK 2020 findet ihr auf unserem YouTube Channel.
Weitere Infos zu unserem Hackathon für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind zudem auf der Homepage des PFAFF HACK hinterlegt.
Lest außerdem auch unsere weiteren Beiträge im Rahmen dieser Blog-Serie: