Wie funktionieren LLMs? Ein Blick ins Innere großer Sprachmodelle

In diesem Blogbeitrag erklären KI-Expertinnen und Experten, welche Komponenten zu LLMs (Large Language Models, deutsch: große Sprachmodelle) gehören.

Die Funktionsweise eines LLMs: 4 Schritte bis zum Ergebnis

Große Sprachmodelle, wie wir sie heute kennen, sind nur die Spitze des Eisbergs. In der Geschichte der Künstlichen Intelligenz wurden Sprachmodelle – Modelle zur Lösung sprachbezogener Probleme (Übersetzung, Klassifikation, Textgenerierung) – mit Techniken entwickelt, die nicht immer auf neuronalen Netzen basierten (z.B. Hidden-Markov-Modelle). Heute erleben wir die Ära der Transformator-Modelle (das T in GPT): Neuronale-Netze-Modelle, die auf dem »Attention«-Mechanismus aufbauen.
Grundsätzlich kann ein Large Language Model (LLM) in vier Hauptteile oder Funktionen unterteilt werden:

  1. Tokenisierung (Tokenizer)
  2. Einbettung (Embedding)
  3. Berechnung der Wahrscheinlichkeit des nächsten Tokens (Vorhersage)
  4. Strategien zur Auswahl der Ausgabe (manchmal auch Dekodierung genannt).

Tokenisierung: Vom Text zum Token

Der erste Teil, die Tokenisierung, besteht darin, einen Text in kleinere Teile zu zerlegen. Für uns Menschen ist es am natürlichsten, Wörter als Token zu verwenden. Es gibt verschiedene Tokenisierungstechniken, von der Verwendung einzelner Zeichen über mehrere Zeichen (»n-grams«, Teilwörter) bis hin zu Wörtern. Die Wahl einer Tokenisierungstechnik ist eine Abwägung zwischen zwei maßgebenden Parametern. Zum einen wird die Gesamtzahl der möglichen Token berücksichtigt. Bei der Verwendung von Einzelzeichen in ASCII würden wir potenziell 128 Token erhalten. Bei der Verwendung von Wörtern im Englischen wären es etwa 200.000 Token. Im Deutschen wären es potenziell mehr. Zum anderen wird der semantische Informationsgehalt betrachtet. Einzelzeichen enthalten im Vergleich zu Wörtern nicht viele Informationen. Aktuelle LLMs haben auf Tokenisierungsverfahren umgestellt, die Teilworte benutzen. Beispiele hierfür sind Byte-Pair Encoding, Wordpiece, Unigram und Sentencepiece.

Funktionsweise LLM: Ein Transformator Modell funktioniert, indem es die Eingabe in Token umwandelt und dann gleichzeitig mathematische Gleichungen ausführt, um Beziehungen zwischen den Token zu ermitteln. - Ein Beispiel für die Tokenisierung des Satzes: "Die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung ist eine Pflichtversicherung, die jedes Auto braucht, um auf der Straße fahren zu dürfen."
Ein Beispiel für Tokenisierung (Made with https://tiktokenizer.vercel.app/).

Embedding: Vom Token zum Vektor

Der zweite Teil, die Einbettung (Embedding), besteht darin, Token auf Vektoren abzubilden. Obwohl die Forschung zu Worteinbettungen schon früher begann, ist eine der ersten bekannten Einbettungstechniken word2vec (2013). Dies ist ein Schlüsselelement, das es Analysetechniken (wie neuronalen Netzen) ermöglicht, mit Text zu arbeiten. Einbettungen werden in der Regel so berechnet, dass zwei semantisch ähnliche Token zu einem ähnlichen Vektor führen. Die Einbettungstechnik BPEmb wendet beispielsweise die Byte Pair Endoding Tokenization auf Wikipedia-Artikel in verschiedenen Sprachen an und verwendet GloVe, um Vektoren zu erzeugen, die semantische Informationen enthalten. In der Transformers-Architektur werden Token nicht nur aufgrund ihrer Semantik, sondern auch aufgrund ihrer Position im Satz in Vektoren eingebettet (so genanntes Positional Encoding).

Wie funktionieren LLMs? 2D-Projektion von mit GloVe erzeugten Wortvektoren
2D-Projektion von mit GloVe erzeugten Wortvektoren (selbst erzeugt nach: https://nlp.stanford.edu/projects/glove/).

Der Kern des LLM: Vorhersage des nächsten Tokens

Der dritte Teil ist die Berechnung der Wahrscheinlichkeit des nächsten Tokens. Dies ist der Kern der LLMs und der Grund, warum sie so groß sind. Obwohl im Prinzip jede Vorhersagetechnik funktionieren würde (man könnte hier sogar Random Forest verwenden), verwenden alle aktuellen LLMs neuronale Netze und die meisten (bis heute) die Transformer-Architektur. Die Wahl der Architektur hängt in erster Linie von der Fähigkeit ab, lange Eingaben (den so genannten Kontext) zu erfassen, auf vielen Daten mit möglichst wenig Rechenaufwand zu trainieren und so gut wie möglich zu sein.

Dekodierung: von der Token-Wahrscheinlichkeit zum (hoffentlich lesbaren) Text

Sobald das Modell eine Wahrscheinlichkeit für alle möglichen Token berechnet hat, muss entschieden werden, welche Token als nächstes ausgegeben werden sollen. Die Dekodierungsstrategie kann einfach sein (z. B. Greedy Search: immer das wahrscheinlichste Token auswählen oder Top-K Sampling: aus den k wahrscheinlichsten Token auswählen) oder komplexer (z.B. Beam Search: aus den wahrscheinlichsten Token-Sequenzen auswählen oder Contrastive Search: die Wahrscheinlichkeit des Tokens gegen seine Ähnlichkeit mit dem Kontext abwägen).

So funktionieren LLMs: Beam-Search-Dekodierungsstrategie - Die Ausgabe des LLMs ist eine Token-Sequenz, die die wahrscheinlichste ist
Beam-Search-Dekodierungsstrategie: Die Ausgabe des LLM ist eine Token-Sequenz, die die wahrscheinlichste ist (Bildquelle).

Training mit ausreichend Daten und Feinabstimmung

Heutige LLMs werden zunächst an einem großen und vielfältigen Datensatz vortrainiert. Ziel ist es, ein umfassendes Sprachverständnis und -wissen zu erlernen. Dies ist sehr rechenintensiv. Anschließend werden die Modelle weiter trainiert, um Anweisungen genauer zu befolgen. Dies wird als Instruction Tuning bezeichnet. Schließlich können diese Modelle für bestimmte Aufgaben fein abgestimmt werden (Fine-Tuning), wenn dies erforderlich ist.

Unser Fazit: Es ist hilfreich zu wissen, wie ein LLM funktioniert!

LLMs entwickeln sich schnell weiter. Neue Architekturen und Embeddings werden ständig entwickelt und evaluiert. Das Verständnis ihrer inneren Funktionsweise ist nützlich, denn es hilft bei der Entwicklung von Anwendungen und der Auswahl von LLMs.

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