wird, geringer ist. Das ist nämlich die Leistung, die die Kraft- werke bereitstellen müssen. Jetzt kann man das Ganze auch weiterdenken in dem Sinne, dass man gewisse Produktions- schritte tagsüber durchführen könnte, wenn zum Beispiel Energie aus Photovoltaik-Anlagen – kurz PV-Anlagen – zur Verfügung steht. Der dritte wichtige Aspekt ist: Produziere ich das, was wirklich benötigt wird, oder produziere ich quasi für die »Müllhalde«, was leider immer noch passiert. An welchen Stellen kann nun die Digitalisierung ansetzen und unterstützen? Im Prinzip bei allen drei Teilschritten. Beim ersten Teilschritt kann zum Beispiel der digitale Produktpass eingesetzt werden, um nicht nur das Produkt selbst zu beschreiben, sondern auch die eingesetzten Ressourcen und gegebenenfalls auch Rezepte, um diese wieder möglichst gut zu recyceln. Am zweiten Aspekt, dem Energieverbrauch, arbeiten wir selbst. Es geht uns darum, durch ein modernes Scheduling die Produktionspla- nung mit einer Prognose zur Verfügbarkeit von regenerativen Energien zu koppeln, sodass es möglich ist, energieintensive Produktionsschritte dann durchzuführen, wenn regenerative Energien zur Verfügung stehen. Und hier hat man gleich einen doppelten Vorteil, denn natürlich hilft das der Umwelt, es hilft aber auch dem Geldbeutel, weil die Produktion günstiger wird. Für den dritten Fall arbeiten wir an effizienten Verfah- ren für die Produktion kleiner Losgrößen. Es ist nämlich nicht nur wichtig, dass man kleine Losgrößen effizient produzieren kann, sondern auch, dass man diese kleinen Losgrößen zu dem Zeitpunkt produziert, wenn sie erforderlich sind. Das bedeutet, man muss Rüstzeiten anpassen und Vertragsverhandlungen automatisieren. Das erfordert ein integriertes Betriebssystem für die Produktion. Daran arbeiten wir zum Beispiel im Projekt BaSys4Transfer. Um was genau geht es in BaSys4Transfer? BaSys4Transfer hat das Ziel, die Middleware Eclipse BaSyx, die bisher stark zur Implementierung von Verwaltungsschalen eingesetzt wurde, auch für eine breitere Nutzerbasis bereit zu machen. Wir entwickeln konkrete Anwendungen, die man schlüsselfertig nutzen kann. Es gibt aber auch andere Projekte, um spezifische Anwendungen zu realisieren, zum Beispiel das Projekt »greenProd«, das im Mai gestartet ist. Hier geht es darum, ein energieeffizientes Scheduling zu realisieren, das auch Vorhersagemodelle für regenerative Energie mitberück- sichtigt. Und das mit dem MES-System sprechen kann, um die Produktion zu optimieren, und für jedes Produkt auch den CO2-Fußabdruck aufzeichnet. So kann man die Einsparungen direkt sehen und nachverfolgen. Titelstory Also geht es in greenProd auch um das Thema »digitaler Produktpass«? Ja genau! Es geht darum, diesen zu realisieren und dadurch quasi die Lebensgeschichte des Produkts aufzuzeichnen. Das heißt, man möchte wissen: Wo kommt das Produkt her, wo kommen die Zulieferteile her? Unter welchen Bedingungen wurden die Zulieferteile produziert und natürlich auch, wie viel CO2 wurde dabei erzeugt? Das ist besonders wichtig, denn die Hersteller werden gesetzlich dazu verpflichtet werden, den CO2-Fußabdruck zu bestimmen. Das geht aber nur in einer Lieferkette. Für sich allein kann man nur einen Bruchteil des CO2-Fußabdrucks eines Produkts bestimmen. Das bedeutet, die Hersteller müssen verlässliche Daten von ihren Zulieferern bekommen. Dafür benötigen wir digitale Lieferketten, und der digitale Produktpass ist hierbei ein ganz zentrales Asset. Nochmal zurück zu den Scheduling-Verfahren – wie werden diese im Projekt realisiert? Die Grundlage für diese Technologie ist bei uns der Digitale Zwilling, den wir mit der Verwaltungsschale realisieren. Damit können wir nämlich sehen, wie viel Energie tatsächlich für einen Schritt verbraucht wird und wie viel Energie zu einem bestimmten Zeitpunkt für diesen Schritt notwendig sein wird. Also haben wir nicht nur eine Art von Energie. Wenn wir jetzt Energie aus der eigenen PV-Anlage verbrauchen, die ansons- ten vielleicht nicht eingespeist und auch nicht genutzt werden kann, ist der tatsächliche Energieverbrauch gar nicht die finale Größe, sondern eher der CO2-Ausstoß. Also CO2-Ausstoß von erneuerbaren Energien versus fossile Energieträger? Das kann man schon so sagen, denn der CO2-Ausstoß ist bei regenerativen Energien gleich null. Wenn die Energien aus fossilen Energieträgern gewonnen werden müssen, ist er hingegen deutlich höher. Das ist also auch etwas, was unser System mitberücksichtigt. Ebenfalls werden wir in dem Projekt die Energie berücksichtigen, die zum Beispiel für die IT-Infra- struktur erforderlich ist, um auch dieses System zu betreiben. Dann sieht man, ob am Ende tatsächlich ein Gewinn steht oder ob die Infrastruktur teurer ist bezüglich des CO2 als die Einsparung. 15