Digitale Zwillinge in der Praxis mit Eclipse BaSyx Wie Unternehmen von der Industrie-4.0-Middleware profitieren Dazu im Interview: Frank Schnicke, Department Head Digital Twin Engineering am Fraunhofer IESE Ein Digitaler Zwilling ist das virtuelle Abbild von Systemen und Prozessen Er ermöglicht virtuelle Tests, verkürzt die Entwicklungszeiten und damit die Marktreife neuer Produkte Die IESE-Expertinnen und -Experten konzipieren Digi- tale Zwillinge gezielt nach den Wünschen ihrer Wirtschaftskunden Wie dabei die Lösung Eclipse BaSyx zum Einsatz kommt, erklärt Frank Schnicke im Interview Was sind die Vorteile von Eclipse BaSyx? Was hebt die Lösung vom Wettbewerb ab? Die Idee hinter der Industrie-4.0-Middleware Eclipse BaSyx ist es, eine schnelle und vor allem kostengünstige Umsetzung von standardisierten Digitalen Zwillingen – auch Verwaltungs- schalen genannt – und deren Infrastruktur zu ermöglichen. Und das nicht nur in Bezug auf die Funktion, also ob der Digi- tale Zwilling das tut, was er soll, sondern auch auf die Aspekte, die nicht funktional sind. Zum Beispiel: Ist das Ganze sicher im Sinne von »secure«, aber auch skalierbar? Es stehen tatsäch- lich Zahlen im Raum, dass wir nicht von mehreren Tausend oder Hunderttausend Digitalen Zwillingen einzelner Unter- nehmen sprechen, sondern es geht schnell um dreistellige Millionen, wenn nicht sogar um Milliarden. Diese Zahlen zeigen, was dort an Datenmengen und an Mengen von Digitalen Zwillingen anfällt. Ein großer Mehrwert von Eclipse BaSyx ist, dass es Open Source ist. Das bedeutet, jeder, der es verwendet, ist befä- higt, eigenständige Modifikationen vorzunehmen. Wir als Fraunhofer IESE unterstützen die Unternehmen natürlich sehr gerne dabei. Wenn aber ein Unternehmen zusammen mit uns etwas aufbaut und dann im Nachgang noch kleinere Modi- fikationen vornehmen möchte, können diese Anpassungen selbstständig durchgeführt werden. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass man an der Weiterentwicklung der Lösung partizipiert. Wir updaten die Software immer weiter und auch unsere Partner. Und so bekommen alle Nutzer kosten- losen Zugriff auf den aktuellen Stand der Open-Source- Software – ohne dass sie etwas dafür investieren müssen. In welchen Branchen kommt BaSyx zum Einsatz? Der Hauptfokus, den wir mit Eclipse BaSyx bespielen, ist ganz klar die Produktion. Wir sind aber auch in vielen anderen Berei- chen mit BaSyx unterwegs, wie in Smart City, Smart Grids oder Digital Healthcare. Wir haben in den Forschungsprojekten, die wir hier am IESE durchführen, festgestellt, dass die Herausfor- derungen mit Digitalen Zwillingen mehr oder weniger immer dieselben sind. Zuerst einmal brauche ich eine Infrastruktur, die – wie erwähnt – secure skalierbar ist. Ich benötige Informa- tionen über die Assets, ob das jetzt ein Energienetz oder eine Produktionsanlage oder eine medizinische Maschine ist, das ist in den Details zwar ein Unterschied, auf der hohen Abstrak- tionsebene aber vollkommen unerheblich. 6 Wie läuft der Prozess mit den Kunden ab? Vom Prinzip her lautet die Fragestellung am Anfang eines Pro- jekts immer: Wo steht der Kunde? Also sprich, hat man schon festgestellt, wo die Herausforderungen liegen, oder hat man erst mal nur das diffuse Gefühl, dass es nicht rund läuft. Wenn dies noch unklar ist, führen wir zunächst Workshops durch, in denen wir die Vision des Unternehmens erarbeiten – also wo soll die Reise mit dem Digitalen Zwilling hingehen. Aber ganz wichtig ist auch: Was sind die Zwischenschritte und die »Low Hanging Fruits«? Denn aus meiner Erfahrung heraus wird die Umsetzung von Industrie 4.0 oft als Big-Bang- Migration angegangen. Das heißt also, man hat ein hochge- stecktes Ziel, das aber nur schwer zu erreichen ist. Wir legen viel Wert darauf, als erste Maßnahmen das zu tun, was auf dieses hochgesteckte Ziel einzahlt, aber gleichzeitig bereits sehr früh einen Return on Investment garantiert.