Tempo 30, Stadtklima, Extremwetter – wie Digitale Zwillinge die Stadtplanung verändern

Ein urbaner Digitaler Zwilling ist ein digitales Modell einer Stadt oder eines Stadtteils. Mit ihm können Kommunen beispielsweise den Verkehr oder die Folgen von Starkregen simulieren und andere Szenarien für die Stadtentwicklung entwerfen. Eine neue Studie aus der Begleitforschung zum vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderten Programm Modellprojekte Smart Cities (MPSC) zeigt, wie der Aufbau Digitaler Zwillinge gelingen kann.

Tempo 30, Stadtklima, Extremwetter – wie Digitale Zwillinge die Stadtplanung verändern, Fraunhofer IESE
© BBSR

In der Industrie sind virtuelle Abbilder von Maschinen und Prozessen nicht mehr wegzudenken. Auch in der Stadtentwicklung halten Digitale Zwillinge zunehmend Einzug: als interaktive Weiterentwicklungen von 3D-Stadtmodellen, die vielfältige Daten zu einem realitätsnahen digitalen Abbild der Stadt bündeln.

Viele Kommunen arbeiten derzeit am Einsatz von Digitalen Zwillingen. Für sie und alle anderen interessierten Städte und Gemeinden fasst die Studie Grundlagen, Anforderungen und Praxisbeispiele systematisch zusammen. Sie zeigt, dass Digitale Zwillinge nicht nur der Visualisierung dienen, sondern vor allem der Simulation von Szenarien: Wie wirkt es sich auf Staus aus, wenn in der Innenstadt flächendeckend Tempo 30 eingeführt wird? An welchen Orten drohen bei Starkregen Überschwemmungen? Und wo lassen sich Bäume pflanzen, um das Stadtklima zu verbessern?

Auf Basis dieser Grundlagen entwerfen die Autorinnen und Autoren ein konzeptionelles Modell für die Entwicklung eines Digitalen Zwillings. Ein Leitfaden zeigt einen idealtypischen Ablauf von der Zielsetzung bis zur Umsetzung, erläutert wesentliche Bausteine und gibt Hinweise zum Vorgehen.

Erste Erfahrungen flossen aus dem Verbundprojekt Connected Urban Twins ein, in dem Hamburg, Leipzig und München aktuelle Anwendungsfälle für Digitale Zwillinge gemeinsam weiterentwickeln. In Mönchengladbach gibt es einen Prototyp für ein kleines Projektgebiet, in Freiburg sind Geodateninfrastruktur und -management schon Teil des Digitalen Zwillings der Stadt. Die Stadt Herrenberg nutzt Digitale Zwillinge bereits in der Praxis: Sie simuliert damit den Stadtverkehr, analysiert die räumliche Verteilung von Wetterereignissen oder lässt die Bevölkerung über eine App wahrgenommene Angsträume abbilden.

»Digitale Zwillinge können einen wertvollen Beitrag zu einer integrierten Stadtentwicklung und einer qualitativ hochwertigen und effizienten Planung leisten«, betont Dr. Vilim Brezina, der die Studie im BBSR wissenschaftlich begleitet hat. »Es ist davon auszugehen, dass sich die Investition in ihren Aufbau aufgrund der immer komplexer werdenden kommunalen Planungsanforderungen bereits kurzfristig auszahlt.«

 

MPSC-Forschung

Die vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herausgegebene Publikation »Digitale Zwillinge – Potenziale in der Stadtentwicklung« ist Ergebnis aus der Begleitforschung der Koordinierungs- und Transferstelle (KTS) der Modellprojekte Smart Cities (MPSC). Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO haben die Studie erarbeitet.

Interessierte können die neue Veröffentlichung Online abrufen.

Gedruckte Exemplare lassen sich kostenfrei hier bestellen: publikationen.bbsr@bbr.bund.de.

 

Kontakt

Daniel Regnery

FWD 4 »Wissensmanagement, Bibliothek«
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Deichmanns Aue 31–37
53179 Bonn
Telefon: +49 228 99401-1594
daniel.regnery@bbr.bund.de

 

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) berät als Ressortforschungseinrichtung die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens. 

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