Beim Diversity-Summit am Fraunhofer IESE drehte sich alles darum, wie man die Potenziale der Vielfalt nutzt
Unlocking Diversity – das Anderssein wertschätzen und fördern
Am 25.11.2024 fand beim Fraunhofer IESE der erste Diversity-Summit der Region statt. Unter dem Motto »Unlocking Diversity: Potenziale der Vielfalt nutzen« trafen sich ca. 70 Teilnehmende am späten Nachmittag zu einem intensiven Austausch. Wie Vielfalt und Diversität gelebt und Unternehmen und Organisationen erfolgreicher machen kann, darüber diskutierten Andrea Bergsträßer, die Pflegedirektorin der Westpfalz-Kinikum GmbH, Prof. Dieter Rombach, der Gründungsvater des Fraunhofer IESE, Esther Richter, die Diversity-, Equity- und Inclusion-Beauftragte der BASF SE und Saskia Bugera, kaufmännische Direktorin des 1. FC Kaiserslautern. Auch der Inklusionsathlet Abdul Dogan ließ die Teilnehmenden an seinen Erfahrungen als Rollstuhlfahrer teilhaben. Höhepunkt der Veranstaltung war die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt, wodurch Unternehmen und Organisationen ihr Engagement für eine vielfältige und inklusive Unternehmenskultur bekräftigten.
»Diversity« ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg und die erfolgreiche Umsetzung von Projekten. Unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Hintergründe fördern kreative Lösungsansätze und innovative Ideen. In einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt ist es unerlässlich, die Vielfalt der Gesellschaft auch in Unternehmen widerzuspiegeln.
»Vielfalt bringt nicht nur unterschiedliche Sichtweisen zusammen, sondern fördert auch ein Arbeitsumfeld, in dem sich alle Mitarbeitenden wertgeschätzt und gehört fühlen«, betonte Prof. Jörg Dörr, erweiterte Institutsleitung am Fraunhofer IESE, in seiner Eröffnungsrede. »Dies führt nicht nur zu einer höheren Mitarbeitendenzufriedenheit, sondern auch zu einer gesteigerten Produktivität und besseren Ergebnissen in Projekten.«
Durch Diversität dem Fachkräftemangel entgegenwirken
Es gibt jedoch auch Fakten wie zum Beispiel den Fachkräftemangel, die ein Umdenken bei der Mitarbeitendenrekrutierung und ein »Sichöffnen« für das »Anderssein« erfordern. Unternehmen und Einrichtungen müssen »die Vielfalt« miteinbeziehen, um ausreichend Personal zu finden. Das bekräftigte auch Andrea Bergsträßer vom Westpfalzklinikum Kaiserslautern. Das Krankenhaus nutze beispielsweise die Potenziale aus anderen Ländern, um eine adäquate Pflegesituation sicherzustellen. Wichtig wäre hier jedoch, die Sprachbarrieren möglichst schnell zu überwinden, denn verständliche Kommunikation zwischen Pflegepersonal und Patienten könne lebensrettend sein.
Durch Diversität können wir wachsen
Alle im Panel waren sich einig, dass Diversity auch anstrengend sein kann. Unterschiedliche Meinungen und Ansätze können zu Konfrontationen führen, die oft alsunangenehm empfunden werden. Doch genau diese Auseinandersetzungen sind notwendig, um die Potenziale der Vielfalt voll auszuschöpfen. Dies betonte auch Esther Richter von der BASF: »Durch die Unterschiedlichkeit in Teams kann es zwar zu Reibungen kommen. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass gerade diese Konflikte am Ende das beste Ergebnis erzielen und wir ohne Diversität nicht weiterwachsen.«
Auch Prof. Dieter Rombach, Vorstandsvorsitzender der SIAK sowie Gründungsvater und ehemaliger Institutsleiter des Fraunhofer IESE, bestätigte, dass es gerade auch in der Forschung neben der Exzellenz Heterogenität brauche, um innovative Ideen zu entwickeln. Außerdem mache das Arbeiten in heterogenen Teams viel mehr Spaß. Dennoch sieht er ein Ungleichgewicht der eigenen Wahrnehmung bei Männern und Frauen: »Diese sind zwar an der Oberfläche gleichberechtig, im Kern jedoch glauben Frauen noch zu wenig an ihre Fähigkeiten,« so Rombach. Deshalb engagiere er sich beispielsweise auch in Schulen, um das Selbstvertrauen zu steigern und schlummerndes Potenzial freizusetzen.
Dass gerade auch Sportmannschaften in puncto »gelebte Diversität« ein gutes Vorbild sein können, davon berichtete Saskia Bugera vom 1. FC Kaiserslautern. »Allein ein Blick bei einem Heimspiel in unser Fritz-Walter-Stadion zeigt, dass sich hier Menschen unterschiedlichster Art treffen. Und der Blick in die Kabine macht deutlich, dass Nationalität, Hautfarbe oder Religion beim Fußball keine Rolle spielen. Wir beim FCK wollen auch künftig die Voraussetzungen schaffen, dass die Vielfalt bei uns gelebt werden kann.«
Vielfalt braucht strukturelle Unterstützung
Auf den Aspekt der Barrierefreiheit ging Abdul Dogan, Inklusionsathlet, im Rahmen eines Interviews ein. Er berichtete über die vielen Hürden, die ihn als Rollstuhlfahrer bei seiner Mobilität einschränken. So z. B. der Gang zum Arzt, wenn zwar ein Aufzug vorhanden, aber viel zu schmal für einen Rollstuhlfahrer ist oder die Fahrt mit dem Zug, wenn das Treppensteigen nicht möglich und der Fahrstuhl defekt ist, ganz zu schweigen von den zahlreichen baulichen Hindernissen beim Fortbewegen in der Stadt.
Sein Appell an dieser Stelle lautet: »Wir dürfen nicht aufgeben, unser Wort zu erheben. Körperliche und geistige Barrieren sollen keine gesellschaftlichen Barrieren sein. Damit sich das für Menschen mit Handicap ändert, brauchen wir bessere strukturelle Rahmenbedingungen.«
Genau daran schließt die Forschung des Fraunhofer IESE an. So arbeiten beispielsweise Steffen Heß und sein Team in der Abteilung »Digital Innovation & Smart City« an digitalen Lösungen für lebenswerte Städte der Zukunft. Dabei ist es wichtig, in Forschungsprojekten die Belange unterschiedlichster Zielgruppen einzubeziehen.
Durch Unterzeichnung der »Charta der Vielfalt« ein Zeichen setzen
Die Charta der Vielfalt wurde 2006 gemeinsam von Unternehmen und Politik zur Anerkennung und Einbeziehung von Vielfalt in der Arbeitskultur ins Leben gerufen. Bereits 6.000 Unternehmen und Institutionen haben die Charta der Vielfalt bisher unterzeichnet und setzen sich somit aktiv für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld ein, in dem alle Beschäftigten – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft – Wertschätzung erfahren. Sophia Schütz von der Charta der Vielfalt betonte in ihrem Vortrag, dass es darum gehe, die vorhandene Vielfalt anzuerkennen, zu fördern und zu nutzen. Unternehmen müssen ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden schaffen und Haltung zeigen sowie ihre Stimme erheben, wenn es zu Diskriminierungen aufgrund der Hautfarbe, geschlechtlichen Orientierung etc. komme. Im Rahmen des Diversity Summit in Kaiserslautern bekannten sich einige Unternehmen und Einrichtungen mit ihrer Unterschrift zur Charta der Vielfalt:
- IHK Pfalz (vertreten durch Veronika Pommer, Regionalleitung Nordwestpfalz)
- HWK Pfalz (vertreten durch Matthias Sopp, Mitglied der Geschäftsführung)
- 1. FC Kaiserslautern (vertreten durch Saskia Bugera, käufmännische Direktorin)
- Westpfalz-Klinikum GmbH (vertreten durch Andrea Bergsträßer, Pflegedirektorin)
- Bezirksverband Pfalz (vertreten durch Dr. Klaus Weichel, 1. stellvertretender Bezirkstagsvorsitzender)
- Science and Innovation Alliance Kaiserslautern (vertreten durch Prof. Dieter Rombach, Vorstandsvorsitzender)
- ZukunftsRegion Westpfalz
- G & M Systemtechnik GmbH
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